Mittwoch, 12. Oktober 2016

Gladiatoren im Regen - oder: neue Inspiration vom Wochenende

Am letzten Wochenende (25.+26.6.) war nach zwei Jahren endlich wieder das Römerfest in Xanten.
Da werden sich viele wahrscheinlich an typische Mittelalterfeste wie auf Burg Satzvey erinnert fühlen. Gar nicht mal so falsch gedacht -aber eben nicht ganz richtig.
In Xanten gibt es nicht nur zwei Mal am Tag eine Show, neben der man noch durch das Ritterlager laufen kann -da wird wirklich Geschichte gelebt.
Im Archäologischen Park -während des Jahres ein Freilichtmuseum- lagern rund 3000 Legionäre,  Gladiatoren, Händler, Sklaven und deren Anhang. Zwei Mal am Tag ziehen alle 'Darsteller' in das Amphitheater ein, Gladiatoren kämpfen im Sand der Arena und Legionäre laufen Patrouillen durch die Colonia Ulpia Traiana und über deren Stadtmauer.















Wo wir grade beim Thema Legionäre sind:
Die Legionäre sind keineswegs ein paar Studenten, die sich was dazuverdienen wollen. Dies sind Männer, die zu Reenactmentgruppen aus ganz Europa gehören.

Dieses Mal aus nahen Orten wie Oppladen, aber auch aus dem Tschechischen Grenzgebiet,  den Niederlanden, Dänemark und -jedes Mal mein persönliches Highlight- The Ermine Street Guard,  Europas älteste Reenactmentgruppe. 
Klar, alle Legionen und Cohorten sind toll, doch sind diese Jungs wirklich was besonderes. Ihr Centurio wurde jüngst sogar von der Queen mit einem Orden für sein Engagement betreffend der römischen Geschichte des heutigen Englands geehrt. Hier handeln also Leute vom Fach!
Trotz des Regens und der niedrigen Temperaturen sowie teilweise sehr sehr wenigen Zuschauern haben sie ihr Ding durchgezogen, sind nie aus ihrer Rolle gefallen. Sie haben immer ein Lächeln auf den Lippen, wenn begeisterte kleine Kinder am Rand stehen und ihnen gebannt zuschauen. Sie nehmen für zwei Tage eine lange Reise auf sich und versuchen, jedem ihre Geschichte zu erklären. Dieser Elan lässt mein Archäologenherz höher schlagen!
 
 

























































Jetzt aber mal zum eigentlichen Gedanken des Posts:
Wer -wie ich ebenso- ein Oscarreifes Kopfkino hat, wird sich denken können, worauf ich hinauswill. Autentische, durchtrainierte Gladiatoren im nassen Sand der Arena, Legionäre in ihren Lederzelten oder auf Patrouille- da kommt einem die ein oder andere Idee.
















Die Gedanken eines Gladiators vor dem Kampf, während er in den dunklen Gängen unter dem Colosseum darauf wartet, dass sich die Tore für ihn öffnen -die Ängste eines Legionärs in einer der Provinzen oder ein "Adliger", der aus seiner Landvilla in den Wehrdienst einberufen wird. Ja, da geht es mal wieder mit mir durch :D
Das klingt zwar komisch, aber grade solche Veranstaltungen sind meiner Meinung nach ein gefundenes Fressen für Inspiration. Und nicht nur das, sie entspannen mein verrücktes Hirn auch noch unglaublich. Es mag zwar nur ein Wochenende bzw. Kurzurlaub gewesen sein, doch das, was man an solchen Wochenenden erlebt, ist unersetzlich. Man taucht sprichwörtlich in eine andere Welt ein, lernt dazu noch unglaublich viel und hat einfach nur Spaß. Oh ja den hatten wir.



Nach einer dreistündigen Zugfahrt dann erstmal verwirrt in den Bus. Von dort aus dann etwa zwei Kilometer bis zur Ferienwohnung im Nebengebäude eines kleinen Schlosses mit Privatsee und dem Rhein direkt dahinter. 10 Versuche, die Tür aufzuschließen und dann das plötzliche Ertönen der Klingel. Der Weg zum Schloss gesäumt von Deichen, halb überfluteten Kuhwiesen...Ja da schweift mein Hirn wieder an die See ab. Fregatten, Briggs und Schaluppen aus dem späten 18. Jahrhundert, raue See, kreischende Möwen....
Ja davon bekommt mein Gehirn manchmal nicht genug.



















Aber das ist auch gut so. Dafür braucht man solche Wochenenden. Ungewollte, aber schöne Inspirationswochenenden.